files, paper, office
Datenleck bei Check24 und Verivox
18. September 2024
files, paper, office
Datenleck bei Check24 und Verivox
18. September 2024

Noyb legt Beschwerde gegen Mozilla ein: Datenschutzorganisation kritisiert neue Werbefunktion im Firefox-Browser

Die Datenschutzorganisation Noyb hat eine offizielle Beschwerde gegen Mozilla bei der österreichischen Datenschutzbehörde eingereicht. Grund für den Schritt ist eine neue Funktion in Mozillas Firefox-Browser, die sogenannte “Privacy-Preserving Attribution” (PPA). Diese Funktion soll angeblich eine datenschutzfreundliche Art der Werbeanalyse ermöglichen. Doch Noyb sieht das anders und wirft Mozilla vor, mit PPA gegen die DSGVO zu verstoßen.

Die umstrittene PPA-Funktion im Detail

Mit dem neuesten Update auf Version 128 hat Mozilla die PPA-Funktion standardmäßig in Firefox aktiviert, ohne die Nutzer darüber ausreichend zu informieren oder ihre Einwilligung einzuholen. Die Funktion ermöglicht es, das Nutzerverhalten zu verfolgen, um Werbung gezielt auszuspielen. Statt herkömmlicher Cookies übernimmt PPA das Tracking, indem es Daten über das Surfverhalten im Browser selbst sammelt und aggregiert. Werbekunden sollen dann nur eine anonymisierte Zusammenfassungen des Nutzerverhaltens erhalten.

Noyb kritisiert jedoch, dass diese “datenschutzfreundliche” Lösung dem Nutzer die Kontrolle über seine Daten entzieht. Die Datenschutzorganisation betont, dass die PPA-Funktion in Firefox das Verhalten der Nutzer weiterhin überwacht, und damit ein Profiling ermöglicht wird – ein Vorgang, der laut DSGVO nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Nutzers erfolgen darf.

Durch die automatische Aktivierung von PPA ohne Einwilligung verletzt Mozilla nach Ansicht von Noyb das Recht der Nutzer auf informationelle Selbstbestimmung. Außerdem fehlt laut Noyb ein entsprechender Hinweis in Mozillas Datenschutzrichtlinien, sodass Nutzer nicht ausreichend über die Datenverarbeitung informiert werden. Die Funktion ist zudem nur in einem Untermenü der Browser-Einstellungen zu finden, was es Nutzern unnötig erschwert, die Funktion zu deaktivieren.

„Mozilla hat seinen Ruf als datenschutzfreundliche Alternative zu anderen Browser-Anbietern verspielt“, erklärt Felix Mikolasch, Datenschutzjurist bei Noyb. Er betont, dass die Nutzer stets das Recht haben sollten, selbst zu entscheiden, ob sie getrackt werden möchten oder nicht. Die Tatsache, dass die Funktion ohne Zustimmung aktiviert wurde, ist aus Sicht von Noyb besonders besorgniserregend.

Mozilla verteidigt PPA als Schutz der Privatsphäre

Mozilla reagierte auf die Kritik, indem es PPA als einen pragmatischen Ansatz zur Wahrung der Privatsphäre verteidigte. Laut Bobby Holley, Chief Technology Officer bei Firefox, ist PPA eine Reaktion auf die umfassende Überwachung durch die Werbeindustrie, die das Internet zunehmend in ein Überwachungsnetzwerk verwandelt hat. Mozilla sieht PPA als einen Kompromiss, der einerseits Werbeanbietern ermöglicht, ihre Zielgruppen besser zu erreichen, und andererseits den Schutz der Privatsphäre der Nutzer stärkt, indem herkömmliche Tracking-Methoden wie Cookies ersetzt werden.

Fazit

Die Beschwerde von Noyb zeigt, wie schwierig es ist, einen Mittelweg zwischen Datenschutz und der wirtschaftlichen Realität zu finden. Es bleibt abzuwarten, wie die Datenschutzbehörde auf die Beschwerde reagieren wird – und ob Mozilla seine Herangehensweise in Zukunft anpassen muss.